Bereits zum 29. mal lud die Veranstaltungsgemeinschaft Internationale Alpenpässefahrt e.V. zur beliebten Alpenpassrallye. Zu dieser Veranstaltung hatten sich heuer 37 Teams, darunter sogar ein Team aus der Schweiz angemeldet. Prinzipiell darf und kann jeder an dieser Rallye teilnehmen, wenn der Fahrer eine gültige Fahrerlaubnis besitzt und sich das benutzte Fahrzeug in verkehrstechnisch gutem Zustand befindet. Im Starterfeld befanden sich einige Mannschaften mit Oldtimern namhafter Hersteller wie z.B. VW, Opel, Mazda, BMW und Audi. Der MSC Wallerberg ging mit fünf Teams an den Start. Ziel war in diesem Jahr das am östlichen Fuße des Stilfserjoch gelegene Prad im südtiroler Vinschgau.
Das Organisationsteam um Hans Lang aus Kirchseeon hatte in monatelanger Vorbereitung wieder eine anspruchsvolle und interessante Streckenführung durch vier europäische Länder ausgearbeitet. Die ersten Fahrzeuge starteten am frühen Samstagmorgen um 05:01 Uhr im oberbayerischen Arget südlich von München. Der erste Abschnitt führte zunächst in die Umgebung von Arget in Richtung Egling und weiter nach Wolfratshausen. Die Aufgaben im 1. Teil und 2. Teil der Fahrt bestanden darin, ab dem Start die im Fahrauftrag genau definierte Streckenführung per vorgegebener Pfeilskizze im Straßenplan zu ermitteln, zu folgen und die über die gesamte Streckenlänge verteilten Nummern, Stempelkasten (SK) und Zeitkontrollen (ZK) exakt in der richtigen Reihenfolge in die Bordkarte einzutragen. Diese Vorgehensweise ist so auch bei den sog. Orientierungsfahrten der heimischen Automobilclubs gängige Praxis. Dabei ist zu beachten, dass stets die kürzeste Streckenführung zu fahren ist! Die Ankunftszeiten zu den ZK sind hier jeweils vorgeschrieben und müssen genau eingehalten werden. Zeitüberschreitungen werden mit Strafpunkten (1 Punkt pro Minute) ebenso geahndet wie fehlerhafte und ausgelassene Nummern (10 Strafpunkte). Komplett nicht erfasste ZK werden gar mit 100 Strafpunkten belegt! Der Streckenverlauf im 1. und 2. Teil der Fahrt wurde noch durch Gelb/Orange- oder Weißkennzeichnung erweitert.
Die Teilnehmer fuhren ab Wolfratshausen auf die BAB 95 und erreichten über Eschenlohe den weiteren Verlauf der Strecke zur B 2/ B 23 Oberau nach Ettal mit Blick auf das Zugspitzmassiv, Schloß Linderhof im Ammergebirge, nachfolgend bereits auf österreichischem Gebiet vorbei am malerisch gelegenen Plansee (980 m) nach Reutte, ab Biberwier und dem Fernpass B 179 (1216 m) schließlich die erste Zeitkontrolle in Nassereith (Gurgltal). Ab ZK1 ging es im 2. Teil weiter über Tarrenz, Imst und Arzl bis Wenns. Nun ging es hinauf zur Piller Höhe (1362 m) im Naturpark Kaunergrat und anschließend über Ried im Oberinntal zur ZK 2/3 zur planmässigen Mittagspause nach Pfunds (970 m). Diese Pause wurde vom Veranstalter zwingend vorgeschrieben, dauerte für jedes Team jeweils eine Stunde und sollte der Erholung und Stärkung nach stundenlanger Fahrt dienen. Nach der Pause ging es über Nauders weiter in Richtung Schweiz und man passierte die Grenze A/CH in den Kanton Graubünden auf Höhe Martinsbruck (Martina). Dem Fahrauftrag folgend fuhr man zügig weiter am Inn entlang über Ramosch – Scuol – Lavin nach Zernez (1471 m). Ab Zernez ging es bergauf zum Ofenpass auf 2149 m über Meereshöhe und anschließend die Passstraße wieder hinunter nach Santa Maria im Münstertal (1375 m). Ab Santa Maria begann der „spaßige“ Teil der Pässefahrt. Nach bereits fast zehn Stunden Fahrt begann hier der Anstieg hinauf zum Umbrailpass bis jenseits der Baumgrenze auf 2506 m. Über die Grenze Schweiz / Italien ging es nach Erreichen der Passhöhe hinüber zum Stilfserjoch und somit zum höchstgelegensten Punkt der Fahrt auf 2758 m über dem Meer. Der Veranstalter verzichtete in diesem letzten Streckenabschnitt auf weitere Kontrollen um den Teams nach anstrengender Fahrt in den Genuss der grandiosen Berglandschaft kommen zu lassen und einen oder mehrere Blicke ins Tal zu ermöglichen. Leider verwehrte das nebelige Wetter allen Teilnehmern die bei schönem Wetter einmalige Aussicht hinunter ins Vinschgau. Die insgesamt 49 Kehren abwärts ins Tal und somit ins Vorziel nach Prad und der zu bewältigende Höhenunterschied verlangte von Fahrern und ihren Fahrzeugen noch einmal höchste Konzentration und Aufmerksamkeit ab, da hier auf beengter Straßenbreite stets mit Gegenverkehr aller Variationen (Radlfahrer ebenso wie Motorräder, Pkw und Busse) gerechnet werden musste! Nach erfolgreichem Abstieg war im Zielort Prad noch eine letzte Aufgabe mit sog. Chinesenzeichen zu absolvieren. Diese bildete den Abschluss der diesjährigen Alpenpässefahrt. Bis auf ein Team (mussten leider bei Ettal aus dem Wettbewerb ausscheiden) erreichten alle wohlbehalten nach rund 450 Km Tagesleistung den Zieleinlauf und konnten beim anschließenden Sektempfang die eigenen Erfahrungen zur Fahrt austauschen.
Die Siegesfeier fand am Abend in der Gemeindehalle Prad statt. Die Siegerehrungen nahmen Hans Lang und Markus Daimer vor. Sieger in der Klasse 1 wurde mit Null (!) Fehlerpunkten das Team Dausch/ Dausch auf Mercedes. Die beiden erhielten den Wanderpokal der Veranstaltungsgemeinschaft Internationale Alpenpässefahrt e.V. überreicht. Sieger in der Klasse 2 wurde mit nur 10 Fehlerpunkten das Team Dressel/ Schöpf auf Alfa Romeo.
Auch die Teilnehmer des MSC Wallerberg konnten eine hervorragende Bilanz vorweisen. In der Klasse 1 belegten das Vater-Sohn- Team Erich Franz/ Tobias Franz aus Wettersberg mit nur 10 Fehlerpunkten den 3. Platz. Anton Lehmeier und Norbert Franz belegten ebenfalls mit nur 10 Fehlerpunkten den 5. Platz. Auf Platz sieben folgten mit 11 Fehlerpunkten Rudi Fuchs/ Michael Lobenhofer. Die beiden Teams Robert Kölbl/ Martin Högner und Peter Windsheimer/Konrad Franz belegten die nachfolgenden Ränge.
Etwas Wehmut und Melancholie kam während der Siegesfeier bei uns MSC-Iern und vielen anderen anwesenden Gästen auf, als der Organisator und Initiator der Alpenpässefahrt und guter Freund des MSC Wallerberg, Hans Lang an unseren langjährigen 1. Vorsitzenden Gerhard Eichenmüller erinnerte, der im Februar diesen Jahres völlig unerwartet verstorben war. Lang würdigte, dass dieser seit 1999 ununterbrochen teilgenommen hatte und zollte ihm dafür großen Respekt für dessen Leistung. Auch ihm war und ist bewusst, welche große Lücke Gerhard’s viel zu früher Tod im Verein hinterlassen hat. Als Dank, Anerkennung und Wertschätzung überreichte Hans Lang an den 2. Vorsitzenden Robert Kölbl posthum einen Ehrenpokal für Gerhard Eichenmüller. Kölbl bedankte sich im Namen des Vereins für diese Würdigung und kündigte die erneute Teilnahme des MSC auch im Jahr 2018 zur 30. Auflage dieser Veranstaltung an.
Herzlichen Dank an Hans für die schöne und liebenswerte Geste! Wir werden das nicht vergessen!
Peter Windsheimer